Schien es mir bis heute zu profan, etwas zu Politik und Wirtschaft zu schreiben, erkenne ich, dass ich von dieser ignoranten Position, diesem hohen Ross steigen sollte. Zu sehr ärgere ich mich über die Kleinbürgerlichkeit bei anderen, die sagen, dass sie keine politischen Interessen haben, oder – noch schlimmer – Politik sei immer ein schmutziges Geschäft und gegen die wirtschaftlichen Verhältnisse sei man als „kleiner Mann von der Straße“ machtlos.
Noch schlimmer: Wenn sich jene, die Gerechtigkeit, Umverteilung und Freiheit im Sinne eines dialektischen Materialismus – also alle von SPD-Wählern, Grünen, Kommunisten bis Syndikalisten – reflektieren, dem Mob die Straße und Rechten mit Neoliberalen sowie Kapitalismuslibertären den Diskurs überlassen, sieht es nicht nur düster für eine humanistische Zukunft und nicht zuletzt um unser Überleben aus.
Ein famoses Beispiel des ausufernden Kapitalismus gab es in den letzten Tagen in den Nachrichten.
Amazon wickelt 75 % seiner Geschäfte außerhalb der USA in Luxemburg ab. Ein Großteil über Unternehmen, die eingerichtet wurden, um Verluste einzufahren. Das sind Firmen in Ländern, in denen angeblich hohe Investitionen den Gewinn verzehrten Dadurch war es Bezos möglich bei einem Jahresumsatz von 44 Milliarden Euro in Luxemburg eine Steuergutschschrift von 56 Millionen Euro zu bekommen. Die darf er bei zukünftigen Steuerforderungen Luxemburgs aufrechnen. – Ich lachte mich kaputt, wenn es nicht so traurig wäre.
Logisch und gerecht wäre es, den Profiteuren der Pandemie ihre Gewinne abzuknöpfen. Genauso wenig wie der stationäre Handel, die Gastronomie, Veranstalter, Schausteller und viele andere mehr trotz großen Einsatzes für die Verluste verantwortlich sind, die sie erleiden, genauso wenig können die großen Versandunternehmen und Lieferdienste für ihre massiv gestiegenen Umsätze. Von der Ungerechtigkeit und Risiken, die Arbeitende, besonders die mit den mikrigen Löhnen, hinnehmen müssen, schreibe ich besser ein anderes Mal.
Durch die hartnäckige Pandemie muss doch dem Dümmsten klar werden, dass ein System in dem es keine konsequenten Regeln zur Umverteilung gibt, niemals gerecht sein kann. Freiheitlich ist es freilich nur für Wohlhabende und Bonzen. Chancengleichheit? Pah, Sozialromantik.
Ich frage mich, warum hier der irre Mob, der den Aufstand gegen Atemschutzmasken, Impfungen und herbei phantasierten Verschwörungen probt, nicht stattdessen, wie damals bei Pegida, mit einem Galgen rumläuft, an dem eine Bezos-Puppe hängt. Unsinn – das frage ich mich nicht. Ich weiß, dass solche Idioten nützlicher sind als reflektiert kritische Bürger. Nicht umsonst geht dem Bullen / der Bullin die Prügel leichter von der Hand, wenn es gegen Antifaschisten, Autonome und engagierte Linke geht.
Es ist zum…
Wir müssen uns von der Religion des Kapitalismus befreien.
No pasaran!