Aaron Novik – The Fallow Curves of The Planospheres

Musik, in der der Traum mit der Wirklichkeit tanzt.

#nonidiomatic

The Fallow Curves of the Planospheres by Aaron Novik

Aaron Novik hat für diesen Spätsommer und Herbst fünf EPs mit jeweils eigenem Konzept und Besetzung angekündigt. Zu jeder EP hat oder wird es eine Show geben. Bevor er damit beginnt, veröffentlicht er bereits jetzt ein Album mit Stücken aus den zukünftigen EPs. Das hat was.

Aaron Novik, virtuoser Bassklarinettist aus New York, lebt seit 17 Jahren in Kalifornien und will sich keinem Genre zuordnen lassen. Letztes Jahr noch war er mit Fred Frith auf Tournee. Er hat gerade die erste der fünf ...  Weiter lesen

Dale Watson – Call Me Lucky

Zum Glück gibt es sie noch, die Künstlerinnen und Künstler, die den Wurzeln des Country unbeirrbar treu bleiben. Einer der führenden Musiker, Dale Watson, pflegt einen Stil, der eindeutig in den 50ern und 60ern verankert, alles andere als zurückgewandt oder eindimensional ist.

Das kann man allerdings nicht vom aktuellen Nashville-Sound behaupten, der trotz modernster Produktionstechniken und Einflüssen aus aktuellem Mainstream-Pop bis auf wenige Ausnahmen deutlich seelenloser klingt. Dass der traditionsbewusste Country nun dem Genre Alt-Country zugerechnet wird ist deshalb nur auf den ersten Blick verwirrend.
Nun hat Mr. Watson dieses Jahr wieder ein Album vorgelegt. – „Call Me Lucky“ ist schon ein etwas irritierender Titel für ein Album des Manns aus Austin, der seinen eigenen Stil wie sein Label „Ameripolitan“ nennt.
Relevant und persönlich bleibt er trotz einer offensichtlich sonnigeren und leichteren Gangart. Schon die Geschichte hinter David Buxkemper: Mr. Buxkemper ist ein Farmer, der Dale Watson eine E-Mail schrieb, um sich bei ihm für ein Album zu bedanken, dass ihm große Freude bereitete. Mr. Watson, gerührt davon, setzte sich mit ihm in Verbindung um mehr über ihn heraus zu finden. Daraus entstand dieses Lied über das Leben des Farmers – persönlich und Ameripolitan.
Die Lone Stars, seine unvergleichlich schmissige Band, sind wie er in jedem traditionellen Genre, seien es Rockabilly, Western Swing, rüdem Rhythm‘n‘Blues oder Balladen.
Gemütlich geht es mit dem Titelstück los, in dem er darüber singt, dass es nichts Besonderes braucht um fröhlich zu sein. Das dies nicht mehr als ein Bewusstseinszustand ist. – Zen as fuck!
Darauf gesteht er mit Dumb Song das er ein uneinsichtiger Dickkopf ist. Zen again – Rockabilly-Style!
Damit es nicht zu ungemütlich wird folgt ein traumhaft naiver Flirt mit der zauberhaften Celine Lee,
um uns darauf mit dem R‘n‘B-Abräumer Tupelo Mississippi & a 57 Fairlane vom Eindösen in der Hitze von Memphis abzuhalten. Paramount-Kulisse.
Das nur beispielhaft zu fünf Titeln; es gibt keine Ausfälle und die Produktion aus dem renommierten Studio Sam Phillips Recording in Memphis ist makellos.
Der Mann und seine Lone Stars haben‘s einfach drauf.

Heißer Scheiß!

Mercury Rev – Bobbie Gentry’s The Delta Sweete Revisited

Mein erster Gedanke, als ich von diesem Album hörte war: Meine Güte. – Das kann nicht gut gehen.

Bobbie Gentry's The Delta Sweete Revisited

Zugegeben: Leicht macht es sich die Band nicht, sich einer Popikone wie Bobby Gentry zu widmen. Deshalb hat sie sich auch eine respektable Crew an Bord geholt – Damen mit höchster Reputation wie Beth Orton, Nora Jones und die göttliche Lucinda Williams, um nur drei zu nennen.
Erste Liga von Anfang bis Ende sollte man meinen.

Das ist schon einmal gut gegangen: Der Throbbing-Gristle-Ableger X-TG hat sich mit einem ähnlichen Konzept an Nicos Desert Shore gewagt und schaffte es tatsächlich diesem erratischen Block , doch genau so ein relativ unbekanntem Kleinod wie Bobbie Gentrys The Delta Sweete, in der Popgeschichte eine alternative Perspektive zu verschaffen. Ein echtes Kunststück, wie Mercury Rev hier belegen.

Denn anders als die Engländer mit Nicos Werk, scheitern Mercury Rev daran, dem Werk aktuelle Relevanz zu verschaffen. Sie spielen schlicht eins ihrer Lieblingsalben nach – das sicher gekonnt, aber nicht beeindruckend.

Die Produktion selbst ist ebenfalls gekonnt und auf Hochglanz poliert. Das ist nicht das einzige Problem. Die herzergreifende Klarheit und Luftigkeit des Originals erstickt hier völlig in den Streichern, elektronischen Flächen und raumgreifenden Bässen. Die Percussionschlacht auf Reunion – oh je.

Tja, die Sängerinnen: Keine ist der rauchigen, herrlich ungeschliffen Stimme und schon gar nicht der hinter augenscheinlicher Schnoddrigkeit immer noch hörbaren Ergriffenheit Bobbie Gentrys gewachsen.

Um fair zu bleiben, muss ich drei Ausnahmen machen. Laetitita Nadler macht aus Mornin‘ Glory ihr eigenes Ding. Es hat etwas von Nancy Sinatra, wie sie sich dem Stück nähert. Offensichtlich hatte sie eine eigene Vision, die allerdings beinahe vom Mix abgewürgt wird.

Margo Price zeigt bei Sermon, dass auch sie Bobbie verstanden hat und das liegt mit Sicherheit daran, dass ihr Herz für traditionellen Country schlägt.
Dann kommen wieder diese dräuenden Streicherflächen und Epianoklimperkaskaden …

Die letzte angenehme Ausnahme ist Vashti Bunyans Version von Penduli Pendulum. Zum Glück bleibt die Produktion fast ausschließlich bei akustischen Klängen und einem seltsam deplatziertem jedoch nicht überflüssigem Chor.

Call to Lucinda Williams: Ode To Billie Joe bellt frau nicht!

Alles in allem: Ambitionierte Fleißarbeit ohne Inspiration.

The Top 233 Of 2016

Happy New Year To All My Friends and Followers
As usual I write my list of favourites in music.
In this regard 2016 was a very fertile year.

This is my Top 233.
You may think 233. That’s easy. I have a ranking from 0 to 7. 7 is the best and can only given once. Everything above 4 is good and better than average what is 3 – 4. 

So this list has every album with a ranking above 4. I assums I missed some I didn’t digitized yet.
0-1 is disgusting.
1-2 is wasted time.
2-3 is meh.
3-4 is average and does not count as bad buy but below 3 does.
4-5 is good and can please me most of the time.
5-6 is very good and can heard at any occasion even for breakfast.
6-7 is excellent and in beautiful shape from very point of view. 7 is given only once a year.

Number Artist Album Rating
001 Kim Kashkashian Arcanum 7,000
002 John Duncan Bitter Earth 6,980
003 The Dwarfs of East Agouza Bes 6,961
004 Gürzenich-Orchester Köln, Markus Stenz Mahler: Sämtliche Symphonien 6,941
005 Zak Ozmo Vincenzo Galilei: Well-Tempered Lute, Tones I-IV 6,922
006 Tonhalle Orchester Zürich, Lionel Bringuer, Yuja Wang, Ray Chen Ravel – Complete Orchestral Works 6,902
007 David Bowie Blackstar 6,882
008 Leonard Cohen You Want It Darker 6,863
009 Sun Ra Singles: The Definitive 45’s Collection 1952–1991 6,843
010 Various This Is Kologo Power 6,824
011 Carla Bley, Andy Sheppard & Steve Swallow Andando el Tiempo 6,804
012 Swans The Glowing Man 6,784
013 Christian Wolff/Michael Pisaro Looking Around 6,765
014 „A“ Trio + Alan Bishop Burj Al Imam 6,745
015 Thee Oh Sees A Weird Exits 6,725
016 Lydia Lunch, Marc Hurtado My Lover The Killer 6,706
017 Various Every Song Has Its End: Sonic Dispatches from Traditional Mali 6,686
018 Jonathan Richman Ishkode! Ishkode! 6,667
019 Various Burkina Faso: Volume 1-4 6,647
020 Pisse Kohlrübenwinter 6,627
021 Ravi Shankar In Hollywood, 1971 6,608
022 Various Music of Morocco: Recorded by Paul Bowles, 1959 6,588
023 Various Ice and Longboats: Ancient Music of Scandinavia 6,569
024 Henri Pousseur Early Experimental Electronic Music 1954-61 6,549
025 Sons of Negus A Psalm of Praises to the Most High 1967-1972 6,529
026 Various Spellweaving: Ancient music from the Highlands of Scotland 6,510
027 Sun Ra John Cage Meets Sun Ra The Complete Concert – June 8, 1986 Coney Island, NY 6,490
028 Yves Tumor Serpent Music 6,471
029 String Noise Covers 6,451
030 Ralph Samuelson The Universal Flute 6,431
031 Wrekmeister Harmonies Light Falls 6,412
032 Wadada Leo Smith America’s National Parks 6,392
033 Loren Connors The Departing of a Dream Vol. V 6,373
034 Shirley Collins Lodestar 6,353
035 Shackleton with Ernesto Tomasini Devotional Songs 6,333
036 Licht-Akiyama Trios Tomorrow Outside Tomorrow 6,314
037 Daniel Bachman Daniel Bachman 6,294
038 Dungen Häxan 6,275
039 Goat Requiem 6,255
040 Ryley Walker Golden Sings That Have Been Sung (Deep Cuts Edition) 6,235
041 Tashi Dorji & Shane Parish Expecting 6,216
042 Mats Gustafsson Piano Mating 6,196
043 Amirtha Kidambi Elder Ones Holy Science 6,176
044 Bak Borai Sacred Flute Music from New Guinea: Madang / Windim Mabu 6,157
045 Various Who Say Jah No Dread: The Classic Augustus Pablo Sessions [Deluxe Edition] 6,137
046 Sarah Davachi Dominions 6,118
047 Various Music of Xinjiang: Kazakh and Uyghur Music of Central Asia 6,098
048 Parquet Courts Human Performance 6,078
049 Camera Phantom Of Liberty 6,059
050 Willie Lindo Far and Distant 6,039
051 Jean Schwarz Erda / Suite N 6,020
052 James Chance & The Contortions The Flesh Is Weak 6,000
053 Ural Thomas And The Pain Ural Thomas And The Pain 5,993
054 Allen Ginsberg The Last Word On First Blues 5,986
055 Eli “Paperboy“ Reed My Way Home 5,979
056 Joe Westerlund Mojave Interlude 5,972
057 Andrew Bernstein The Great Outdoors 5,965
058 John Zorn Painted Bird 5,958
059 Avishai Cohen Into the Silence 5,951
060 Rangda The Heretic’s Bargain 5,944
061 Chris Corsano, Eddie Prévost, Joe McPhee, & Orphy Robinson 15.02.2016 5,937
062 The Brian Jonestown Massacre Third World Pyramid 5,930
063 Brigid Mae Power Brigid Mae Power 5,923
064 Xylouris White Black Peak 5,916
065 Lustmord Dark Matter 5,909
066 Véronique Vincent & Aksak Maboul et al. 16 Visions Of Ex-Futur 5,902
067 Okkyung Lee & Christian Marclay Amalgam 5,895
068 Taylor Ho Bynum Enter the PlusTet 5,888
069 Oren Ambarchi Hubris 5,881
070 Apocryphos Stone Speak 5,874
071 Oslo Philharmonic Orchestra, John Storgårds Norgard: Symphonies 2 & 6 5,867
072 Jakob Skøtt All the Colours of the Dust 5,860
073 Jack and Amanda Palmer You Got Me Singing 5,853
074 The Burning Hell Public Library 5,846
075 Woods City Sun Eater in the River of Light 5,839
076 Bitchin Bajas & Bonnie Prince Billy Epic Jammers and Fortunate Little Ditties 5,832
077 Vijay Iyer & Wadada Leo Smith A Cosmic Rhythm With Each Stroke 5,825
078 Bobby Kapp & Matthew Shipp Cactus 5,818
079 Alien Ensemble Alien Ensemble 2 5,811
080 John Zorn 49 Acts of Unspeakable Depravity in the Abominable Life and Times of Gilles de Rais 5,804
081 Neil Young Peace Trail 5,797
082 Vivien Goldman Resolutionary (Songs 1979-1982) 5,790
083 Frankie and the Witch Fingers Heavy Roller 5,783
084 Various Sky Girl: Compiled by Julien Dechery and DJ Sundae 5,776
085 Carla dal Forno You Know What It’s Like 5,769
086 Neil Cowley Trio Spacebound Apes 5,762
087 The Wave Pictures Bamboo Diner in the Rain 5,755
088 Samara Lubelski The Guilded Raid 5,748
089 Dirty Three Sad & Dangeorus, Mysetrious & Exciting 5,741
090 Allah-Las Calico Review 5,734
091 Andrew Cyrille Quartet The Declaration Of Musical Independence 5,727
092 Rhys Chatham Pythagorean Dream 5,720
093 The Magnetix Rabbit The Robot,Robot The Rocket 5,713
094 Banabila & Machinefabriek Macrocosms 5,706
095 Padang Food Tigers & Sigbjørn Apeland Bumblin‘ Creed 5,699
096 Francesco Cavaliere Gancio Cielo 2 – Il Gruppo Respingi Comete 5,692
097 Vanishing Twin Choose Your Own Adventure 5,685
098 Andre Williams I Wanna Go Back to Detroit City 5,678
099 Johnny Moped It’s A Real Cool Baby 5,671
100 Various Derrick Harriott Rock Steady 1966-1969 5,664
101 Sara Lee Queen Of Your Heart 5,657
102 The Rolling Stones Blue & Lonesome 5,650
103 Fat White Family Songs For Our Mothers 5,643
104 Tyvek Origin of What 5,636
105 Dälek Asphalt For Eden 5,629
106 Matthew Ryals We Could Make The Ride Better For Everyone 5,622
107 Cavern of Anti-Matter void beats/invocation trex 5,615
108 Essaie pas Demain est une autre nuit 5,608
109 Kaitlyn Aurelia Smith & Suzanne Ciani FRKWYS Vol. 13: Sunergy 5,601
110 Royal Philharmonic Orchestra, José Serebrier Xiaogang Ye: Symphony No.3; The Last Paradise 5,594
111 Horselover Fats Liberty Ashes 5,587
112 Ytamo Mi Wo 5,580
113 Waclaw Zimpel, Krzysztof Dys, Hubert Zemler Lam 5,573
114 Dan Lissvik Midnight 5,566
115 Coypu Floating 5,559
116 Clare Maguire Stranger Things Have Happened 5,552
117 Romare Love Songs: Part Two 5,545
118 Illum Sphere Glass 5,538
119 Plaid The Digging Remedy 5,531
120 Psychic Temple Plays Music for Airports 5,524
121 Chook Race Around the House 5,517
122 Adolphe Sex Et Ses Machines Poudre A Muscle 5,510
123 Zeal and Ardor Devil Is Fine 5,503
124 Oneida & Rhys Chatham What’s Your Sign? 5,497
125 Saqqara Mastabas Libras 5,490
126 Tredici Bacci Amore Per Tutti 5,483
127 His Name Is Alive Patterns of Light 5,476
128 Kevin Devine Instigator 5,469
129 Big Thief Masterpiece 5,462
130 Sunwatchers Sunwatchers 5,455
131 Deus Ex Machina Devoto 5,448
132 Causa Sui Return to Sky 5,441
133 Rick Parker and Li Daiguo Free World Music 5,434
134 Matt ‚MV‘ Valentine Blazing Grace 5,427
135 Melanie De Biasio Blackened Cities 5,420
136 Marissa Nadler Strangers 5,413
137 Brian Eno The Ship 5,406
138 Oren Ambarchi, Kassel Jaeger & James Rushford Pale Calling 5,399
139 Max Eilbacher/Alex Moskos/Duncan Moore SEF III 5,392
140 Floating Points Kuiper 5,385
141 William Tyler Modern Country 5,378
142 Ronnie Davis Iyahcoustic 5,371
143 Badbadnotgood IV 5,364
144 Jim Bryson Somewhere We Will Find Our Place 5,357
145 9bach Anian 5,350
146 Adia Victoria Beyond the Bloodhounds 5,343
147 Wolf People Ruins 5,336
148 The Laurels Sonicology 5,329
149 The Pop Group Honeymoon On Mars 5,322
150 Eric Copeland Black Bubblegum 5,315
151 DJ Shadow The Mountain Will Fall 5,308
152 Kevin Morby Singing Saw 5,301
153 Wilco Wilco Schmilco 5,294
154 Men Devil Music 5,287
155 Gøggs Gøggs 5,280
156 Crocodiles Dreamless 5,273
157 Sonic Youth Spinhead Sessions 5,266
158 The I Don’t Cares Wild Stab 5,259
159 Motorpsycho Here Be Monsters 5,252
160 The Thermals We Disappear 5,245
161 Aziza Aziza 5,238
162 Colleen Captain of None 5,231
163 Maybird Down & Under 5,224
164 The Bills Trail of Tales 5,217
165 Bruce Levingston Philip Glass: Dreaming Awake 5,210
166 Stian Westerhus Amputation 5,203
167 Æthenor Hazel 5,196
168 Ø Kantamoinen 5,189
169 Aphex Twin Cheetah EP 5,182
170 Silvertooth Loos & The Witch Witch Music 5,175
171 Kadhja Bonet The Visitor 5,168
172 The Well Pagan Science 5,161
173 The Posies Solid States 5,154
174 Dewolff Roux-Ga-Roux 5,147
175 Witchcraft Nucleus 5,140
176 The Lone Ranger Of Love The Lone Ranger Of Love 5,133
177 James Murray Eyes to the Height 5,126
178 Gate Saturday Night Fever 5,119
179 Sabled Sun 2148 5,112
180 Horse Lords Interventions 5,105
181 Kitchie Kitchie Ki Me O Are You Land Or Water 5,098
182 Fumaça Preta Impuros Fanáticos 5,091
183 The Jayhawks Paging Mr. Proust 5,084
184 rev rev rev Des fleurs magiques bourdonnaient 5,077
185 Those Poor Bastards Sing It Ugly 5,070
186 Future of the Left The Peace and Truce of Future of the Left 5,063
187 Steve Gunn Eyes On The Lines 5,056
188 Christian Kjellvander A Village: Natural Light 5,049
189 Luke Bell Luke Bell 5,042
190 Robbie Fulks Upland Stories 5,035
191 Cloud Becomes Your Hand Rest In Fleas 5,028
192 Our Solar System In Time 5,021
193 Supersilent 13 5,014
194 Hey Colossus Dedicated to Uri Klangers 5,007
195 Mogwai Atomic 5,000
196 Hinds Leave Me Alone 4,974
197 Feels Feels 4,949
198 Monomyth Happy Pop Family 4,923
199 Noi!se The Real Enemy 4,897
200 Suuns Hold/Still 4,872
201 Shana Falana Here Comes the Wave 4,846
202 Efterklang, Karsten Fundal Leaves: The Colour of Falling 4,821
203 Blind Pilot And Then Like Lions 4,795
204 Richmond Fontaine You Can’t Go Back If There’s Nothing to Go Back To 4,769
205 The Honeycutters On The Ropes 4,744
206 Bombino Azel 4,718
207 Jameszoo Fool 4,692
208 Lee “Scratch“ Perry Must Be Free 4,667
209 Square One In Motion 4,641
210 The Razorblades New Songs For The Weird People 4,615
211 The Heavy Hurt & The Merciless 4,590
212 The Coral Distance Inbetween 4,564
213 Quilt Plaza 4,538
214 Umphrey’s McGee Zonkey 4,513
215 Grumbling Fur FurFour 4,487
216 Cuddle Magic Ashes/Axis 4,462
217 Various Brown Acid „The Second Trip“ 4,436
218 Medicine Boy Kinda Like Electricity 4,410
219 Scroll Downers Hot Winter 4,385
220 Joe Driscoll & Sekou Kouyate Monistic Theory 4,359
221 Jake Bugg On My One 4,333
222 Heron Oblivion Heron Oblivion 4,308
223 Francis and the Lights Farewell, Starlite! 4,282
224 Southern Culture On the Skids The Electric Pinecones 4,256
225 Kula Shaker K 2.0 4,231
226 Money Suicide Songs 4,205
227 Culture Abuse Peach 4,179
228 Various Quiero Creedence 4,154
229 Gojira Magma 4,128
230 Nova Express Quintet Andras: The Book of Angels Volume 28 4,103
231 Ulver ATGCLVLSSCAP 4,077
232 Jóhann Jóhannsson Arrival 4,051
233 Niagara Hyperocean 4,026

 

Best music of 2014 so far (I’m sure I missed a lot)

These are my best records in 2014 in alphabetical order. It feels like a crime rating these works.

Alien Ensemble – Alien Ensemble
Allah-Las – Worship The Sun
Ambarchi, O’Malley, Dunn – Shade Themes from Kairos
Amen Dunes – Love
Amps for Christ – Canyons Cars and Crows
Bill Frisell – Guitar in the Space Age!
Carla Bozulich – Boy
Craig Leon – Anthology of Interplanetary Folk Music Vol. 1
Damien Jurado – Brothers And Sisters Of The Eternal Son
Dean Blunt – Black Metal
Ensemble Dissonanzen – Dissonanzen
Foxygen – …And Star Power
Howard Eynon – So What If I’m Standing In Apricot Jam
Hyperdub 10.4
Imelda May – Tribal
John Cage – Early Electronic & Tape Music
Klaus Grobe – Im Sinne der Zeit
Leonard Cohen – Popular Problems
Lydia Lunch & Cypress Grove – A Fistful of Desert Blues
Martoc – Music for Alien Ears
Nikki Lane – All or Nothin‘
Nikki Sudden – Fred Beethoven
Parquet Courts – Sunbathing Animal
Pere Ubu – Carnival of Souls
Pete Molinari – Theosophy
Roll The Dice – Until Silence
Sleaford Mods – Divide and Exit
Steve Gunn & Mike Cooper – Cantos de Lisboa
Sun Ra – In The Orbit Of Ra
Sunn O))) & Ulver – Terrestrials
Swans – To Be Kind
The Brian Jonestown Massacre – Revelation
The John Lurie National Orchestra – The Invention of Animals
The London Dirthole Company And Friends – The Sounding Alley Tapes
The Secret Sisters – Put Your Needle Down
together PANGEA – Badillac
Vintage Caravan – Voyage
White Fence – For The Recently Found Innocent
Woods – With Light And With Love
Zeitkratzer – Metal Machine Music

BEING PHILOTAS – Wofür es sich zu sterben lohnt

Bevor ich etwas zu diesem Stück meine und schreibe, gibt es erst eine Stellungnahme:

Es scheint fast, dass ich Haus- und Hofberichterstatter des Analogtheaters, der Truppe um Daniel Schüssler bin, weil hier in meinem Blog keine anderen Stellungnahmen zu anderen Stücken zu lesen sind.

Das hat wichtige Gründe:

  • Andere Truppen bekommen die Resonanz, die sie verdient haben. Um nur eine herauszugreifen, die ich ebenfalls schätze – Rimini Protokoll – wird bei den Profis (zu Recht) gefeiert. Das Analogtheater dagegen bekommt nicht die Resonanz, die es verdient. Mein Impuls ist ein gewisser Gerechtigkeitssinn. Das Analogtheater bekommt übrigens endlich Förderungen von Kulturinstitutionen.
  • Ich mag diese Truppe, bin langsam vertraut mit einem Teil

 ...  Weiter lesen

Black Joe Lewis – Electric Slave (Vagrant Records, 27. August 2013)

Black Joe Lewis

Als dieser Kerl mit erbarmungsloser Wucht in meine Sammlung mit seinen Komplizen Walter Daniels und Jack Oblivian und dem hirnzerfetzenden und Tanzdielenzerstampfer „Boogie“ landete, war ich schier fassungslos über diese rohe Gewalt, diese Rotzigkeit und ein Selbstbewusstsein, direkt geerbt von den Göttern des Rythm’n’Blues. Seitdem hat es einige Alben und dies und das gegeben. Alles verdammt gut. Aber was er jetzt mit Electric Slave abgelegt hat, wird mit Sicherheit die aktuelle Avantgarde des blues- und blutgetränkten modernen Rhythm’n,Blues und Garage Rock in Aufregung versetzen.

Was? Ist? Das?

Erster Track Skulldiggin kommt mit einem fuzzgetränkten Rachebass über dich wie die guten alten Killdozer – nur mit einem Groove der dich unweigerlich nach Luft schnappen lässt. Was ein mächtiges Intro.

Dieses Meisterwerk wird von einem bösartigen Boogiestakkato namens Young Girls hinweggejagt. Hier präsentiert dieser Höllenhund seine Shouterqualitäten, auf die noch ein Little Richard neidisch sein dürfte.

Und nun walzt es weiter mit Dar Es Salam. Die Honeybears spielen so tight wie die verschwitzte Arschritze von Jennifer Lopez. Was eine Bläsesektion und was ein Drummer. Da passt nichts mehr zwischen. Mit dem Sound kann man Kokosnüsse knacken.

In „My Blood Ain’t Runnin‘ Right“ hören wir wo er her kommt. Das ist ein Slow Burner aus dem Süden, der auch einem James Brown gut gestanden hätte. Schließlich kommt Mr Lewis aus Austin/TX. Und diese Wurzeln zeigt er an jeder Stelle. Stellenweise verlässt er zum sicheren Verdruss der Fuzzfraction das Genre Garage fast völlig wie auf „Come To My Party“, eine klassische End-Sechziger-Southern-Funk-Nummer. Aber genau so muss es sein.
Doch sein wahres Metier ist der Blues am liebsten Uptempo, verzerrt und laut.Überall bellt er mit bluesgetränkten Shouts Befehle an die Band und die Zuhörer. Es ist eine pure Wonne.

Anspieltipps: Skulldiggin, Young Girls, The Hipster, Dar Es Salam – ach was, das ganze Album.

Freunde von James Brown, JC Brooks, Ghetto Ways, Dts, Dirtbombs und Oblivians: Hörpflicht.

Album Top 20 2012

Musikalisch war 2012 ein recht fruchtbares Jahr. Immerhin das.
Das ist meine Album-Top-20 für dieses Jahr.

Außer Konkurrenz ist dieses Album
John Cage & others – The Cage Shock

01 Loren Connors & Suzanne Langille – I Wish I Didn’t Dream
02 Noël Akchoté – Carlo Gesualdo – Integral Madrigals for Five Voices – Libro 1 – 6
03 Alexej Lubimov – Claude Debussy – Preludes
04 Eliane Radigue ‎– Feedback Works
05 Carter, Tutti, Void – Transverse
06 Matt Elliott – The Broken Man
07 Saint Vitus – Lillie: F-65
08 Oneohtrix Point Never / Rene Hell ‎– Split
09 Mats Gustafsson, Paal Nilssen-Love, Mesele Asmamaw – Baro 101
10 The Brothers Unconnected – Unrock The House
11 Pulse Emitter, Date Palms, Expo 70 & Faceplant – Four Way Split
12 The Dogmatics – The Sacrifice For The Music Became Our Lifestyle
13 The Explorers Club – Grand Hotel
14 L’Arpeggiata, Christina Pluhar – Los Pájaros Perdidos – The South American Project
15 Las Malas Amistades – Maleza
16 OFF! – OFF!
17 Leonard Cohen – Old Ideas
18 Can – The Lost Tapes
19 Krallice – Years Past Matter
20 Sun Araw, M. Geddes Gengras & The Congos – Sun Araw, M. Geddes Gengras meet The Congos

Hamlet ist tot. Lang lebe die Maschine!

Sie haben es wieder getan. Daniel Schüssler ist Wiederholungstäter und hat die Truppe des ANALOG-PROJEKTs zu seiner Komplizin gemacht. Zum zweiten Mal bringt er ein Stück des Österreichers Palmetshofer auf die Bühne.

Und wenn hier jetzt irgendeiner fragt, „Hey Rev, warum ist deine zweite Kritik in deinem Block mal wieder ein Stück von diesen Quartalsirren? Siehst Du Dir keine anderen Stücke an? Gehst Du nicht ins Kino oder gibt es da nichts anderes?“, bekommt der aufs Maul. Und ja! Ich sehe andere Stücke. Das letzte, dass mir sehr gut gefiel, war Sibylle Bergs „Hauptsache Arbeit“. Und das ist gar nicht mal so lange her. Dazu schreibe ich aber nix, weil dass meine kleine Schwester schon besser getan hat, als es mir je gelingen könnte.

Hier geht es aber um:

HAMLET IST TOT.KEINE SCHWERKRAFT
von Ewald Palmetshofer

Ein ANALOG-Projekt von Daniel Schüssler
in Koproduktion mit der studiobühneköln
Zur Studiobühne

Premiere war am 5. September in der Studiobühne zu Köln. Ich kam von Kassel daher und trug noch schwer an den Eindrücken meines Zweitagesmarathons auf der documenta (13) und deshalb war ich auch prima eingestimmt und gespannt. – Also habt Nachsicht.

Der Beginn war – wie bereits bei seiner LULU – wie soll man sagen: Ein Übergang vom Alltäglichen zum Dramatischen. Herr Schüssler höchstpersönlich wurschtelte auf und fegte über die Bühne, verschwand in den hinteren Reihen und hinterließ Nebelschwaden, aus denen nach einer Weile die sechs Schauspieler erschienen, während wir das wunderbare Barocklied „O Solitude, My Sweetest Choice“ von Purcell hören. Dieser Abschied an die Welt ist also der Beginn des Stücks, denke ich und unweigerlich an LULU. Diese Endlosschleife des Kummers, des Lebens und des Todes, aus der nicht einmal der Freitod befreit, und in der man nur die Wahl hat sich hinzugeben oder seine Existenz im Kampf bestätigt. Leiden müssen wir eh, wir vom Leben ungefragt Ausgespieene.

Und diese Fuge des Seins, die vielleicht drei, vier oder fünf Themen hat, – mehr hat sie nicht -, spiegelt die Sprache Palmetshofers. Die Themen werden in diesem Sextett der sechs Schauspieler übernommen und übergeben wie die Stimmen in einem Streichsextett. Diese Musikalität ist dem Ensemble so bewusst, dass dieses Stück in dieser Inszenierung fraglos als Hörspiel funktionierte. Es finden zwar keine echten Dialoge statt, doch ohne die unterschiedlichen Stimmen, die mit diesen Themen spielen, bliebe nichts außer die schreckliche und Furcht einflößende „Handlung“.

In dieser Rhythmik und ihrer Melodie erinnert die Sprache an den großen Österreicher Bernhard und in ihrer Künstlichkeit, wie Daniel Schüssler erkennt und zugibt, an die gefeilte Sprache eines Ödon von Horvath. Und das trotz einer Sprache, die deftig und lustvoll ist wie die Werner Schwabs.

Und genau wie das von diesem Ensemble umgesetzt wird ist schier atemberaubend und die eineinhalb Stunden dieses Stückes gehen genau so schnell vorbei wie ein guter Thriller.

Genau genommen gibt es in diesem Stück nicht einmal eine Handlung. Es ist eine Anordnung, wie eine Familenaufstellung aus der systemischen Psychotherapie. Die Aufstellung wird variiert, als stellte jeder der Protagonisten seine eigene Formation auf – ein wenig wie die Technik in Rashomon – nur statisch statt episodisch.

Zentrum sind die vier „Freunde“ Dani (Dorothea Förtsch – Wiederholungstäterin aus „wohnen.unter glas“), Mani, ihr Bruder (Daniel Heck), Bine (Ina Tempel) und Oli ihr Mann (Ingmar Skrinjar). Weiter spielen mit eine Mutter Caro (Susanne Kubelka) und ein Vater Kurt (Tomasso Tessitori). Wessen Vater und Mutter diese beiden darstellen, ergibt sich dann hier und da. Ich konnte keinen Makel an ihrem Spiel entdecken und möchte das Bild vom virtuosen Sextett so stehen lassen.

Hannes, der fünfte Freund ist tot und Oma hat ihren 95. Geburtstag. Wessen Oma? Ist Hannes nun Hamlet? Und ist die Maschine, die der Himmel sich nun statt Gott installiert hat, die Hamletmaschine?

Hamlet war ein Held. Und wie mir mal ein kluger Mann sagte, sind Helden jene, denen man nachwinkt. Doch hier winkt oder weint man niemanden hinterher.

Das abgespaltene einsame Ich ist mit seinem großen Loch und seinem unstillbaren Hunger, es zu stopfen, das, was übrig bleibt und die Unfähigkeit zu wünschen lässt die einen wunschlos glücklich (?), doch die anderen wunschlos unglücklich. Denn von der Beziehungsscheiße mag auch keiner mehr reden, weil dann der Schädel explodiert.

Alles ist in diesem Stück Möglichkeit. Allein der Tod und die Existenz sind real.

Das Bühnenbild (Akki Müller) ist spartanisch und dieser Geschichte angemessen. Und dass das Grab ihres Freundes dem Paar Bine/Oli als Bumsunterlage dient, ist Poesie obszönster Schönheit. Ich wette irgendeiner der Beteiligten kennt das Werk Batailles. Zu dem ganzen Bild ist die fast ausschließlich weiße Beleuchtung (Ennelin Reich) aus Leuchstoffröhren kongenial.

Die Kostüme (Miriam Dadel) unterstreichen prächtig das Bild einer dysfunktionalen Gemeinschaft in der Sucht, Inzest und Gewalt jeden Hedonismus zur lächerlichen Attitüde werden lassen. Ich wartete förmlich darauf, dass Dani ein Junkiebesteck aus ihrer Blousonjacke holt.

Ich kann und darf für dieses Stück unbedingt einen Freizeitbefehl erteilen: Anschauen!
Zur Studiobühne

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieser Beitrag von Jörg Burandt („Thee Reverend“) steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.

LULU ein deutscher Traum – Premiere am Mittwoch 4.5. auf der Studiobühne zu Köln

Recht gespannt nahm ich links in der vordersten Reihe Platz und musterte die Bühne, die sich ohne einen Vorhang schamlos dem Publikum präsentierte. Zu meiner Rechten standen Tische mit den Steuerkonsolen der Technik und den Utensilien der Produktionsleitung. Im Zentrum der Bühne stand ein Kasten, der genau so gut ein riesiger Schneewitchensarg oder ein gläserner Käfig sein konnte. Auf dessen Boden lag schon beim Eintreten des Publikums eine Frau – offensichtlich Lulu – Objekt der Begierde aus Wedekinds „Erdgeist“ und „Büchse der Pandora“. Rechts darüber war ein Bildschirm aufgehängt, der während des Spiels zeigte, was ein Kameramann auf der Bühne filmte – unter anderem auch Blätter, mit Worten, Parolen und Zeichnungen, die im Spielraum hingen oder lagen. Ganz rechts wurde die Bühne von Tischen begrenzt, auf denen die Utensilien für das eigentliche Spiel lagen und große Wasserflaschen standen.

Das Spiel in seiner Reihenfolge zu erinnern, fällt außerordentlich schwer, weil die Zeitebenen ineinandergreifen, durcheinanderwirbeln und von der ersten Szene an klar wird, dass die Erzählung keinen Halt geben darf. Ungeschützt wie alle Protagonisten soll das Publikum ebenfalls sein.

So fängt es an: Es erklingt Nicos Version des Deutschlandliedes, dieses Grablied auf unsere Republik nur begleitet von ihrem Harmonium. – Ganz schön dick aufgetragen, eine hohe Vorlage. Wie kommt ihr jetzt da raus? – Ganz einfach: Mit dem Ende. Das Stück beginnt nach kurzer Vorstellung Lulus (Lara Pietjou) mit der Schlussszene aus „Die Büchse der Pandora“. Der Moderator (Tomasso Tessitori) spricht, Jack The Ripper / Jack Schwarz (Ingmar Skrinjar) handelt. Der im Original englische Text wurde ins Deutsche übersetzt. Die Szene endet mit der Zerstückelung Lulus. Das ist die einzige Szene, die das Drama Wedekinds wörtlich nimmt, und sie wirkt seltsam unschuldig und amateurhaft. Fast als würde die Theater AG des nachbarschaftlichen Gymnasiums dieses Stück spielen. Darauf wird diese Anklage vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf die Prüderie und die bürgerliche Gesellschaft brutal dekonstruiert, zerschmettert und ausgeweidet wie Lulu von dem Serienmörder. – Richtig so!

Nicht nur das: Daniel Schüssler und seine Truppe dekonstruieren nicht nur, sie kodieren den zerstückelten Text neu, setzen ihn in den Kontext von eigenen Texten und zitieren unter anderen Baudrillard und Meese. Das Stück vernichtet es nicht – im Gegenteil – es windet sich, faucht und schlägt umher wie eine tödlich verletzte Bestie. Die Unmöglichkeit der totalen Freiheit wird gezeigt. Der Aufbau, das Spiel einer Szene, ähnelt der Kommune 1. Denn die totale Freiheit kippt, weil total, in die totale Überwachung und im Erreichen der Utopie stirbt sie an sich selbst. Und in all diesen Widersprüchen sehnen sich die Protagonisten nach dem Glück, nach der Liebe. Beides ist unerreichbar, weil Sehnsucht, erreicht sie ihr Objekt, neue Sehnsucht schafft.
Genauso unmöglich wie das Glück scheint, dass die Kunst die Menschen ändern kann. Selbst die Provokation wird zur Farce und der einzige Ausweg und letzte Konsequenz scheint der Selbstmord oder gar das Selbstmordattentat. Kehrt eure Verletzung euren Hass und eure innere Zerstüörung nach außen. Hier gelangt die Truppe wieder bei der Intention Wedekinds, der in den beiden Lulu-Stücken seine Verachtung für die Gesellschaft der vorletzten Jahrhundertwende ausgespien hatte.
Das Ensemble ist dynamisch, laut und leidenschaftlich bis über die Schmerzgrenze – besonders Dorothea Förtsch (Die Geschwitz) und Ingmar Skrinjar (Jack (the Ripper) Schwarz) muten sich und dem Publikum alles zu, verlieren nicht einen Augenblick die Konzentration und brennen lichterloh.

Das Spiel des gesamtes Ensembles ist nicht nur Theater, es ist auch Tanz und es liebäugelt mit dem Musiktheater. Wen wundert es, dass Daniel Schüßler zu seinen Einflüssen Richard Wagner zählt und seine Dramaturgin Sandra Röseler passionierte Tänzerin ist. Die Rhythmik in den Szenen und deren Ordnung untereinander lebt von Variation, Wiederholung und Kontrapunkt.

Das Stück ist ein Treffer und wer es sich ansehen will, kann das am 7. und 8. Mai noch tun.
Und das rote Kleid der Produktionsleiterin hielt mich nicht unwesentlich in Bann.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieser Beitrag von Jörg Burandt („Thee Reverend“) steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.

Studiobühne Köln